Wofür ist traumasensitives Yoga gut?
Ein Trauma geschieht nicht einzeln im Geist oder im Körper, sondern es wirkt auf das gesamte Sein. Als Auswirkung davon verändern sich häufig sowohl körperliche als auch psychische Prozesse und auch ein Ungleichgewicht im Nervensystem ist meist die Folge. Dies kann sich dadurch äußern, dass der Körper so reagiert, als würde die erlebte Gefahrensituation weiter bestehen. Der Körper befindet sich damit in einer permanenten Anspannungs- und Stresssituation, was enorme Energie kostet.

Ein Schwerpunkt des traumasensitiven Yogas liegt deshalb darauf, regulierend auf das autonome Nervensystem einzuwirken. Als Teilnehmer:innen können Sie Erfahrungen sammeln, welche Übungen beruhigende und entspannende, aber auch aktivierende, eine Dissoziation beendende Wirkung haben. Sie beginnen, sich selbst besser zu spüren und bauen neue Fähigkeiten auf, um sich selbst zu regulieren und erlebte Zustände zu verändern.
Zudem wird der Körper nach einem Trauma oft nicht mehr als sicherer Ort erlebt, sondern abgespalten und unter Umständen nur noch wenig wahrgenommen. Ein achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper hilft dabei, wieder mehr in Kontakt mit sich selbst zu kommen und den Körper wieder als Verbündeten erkennen und nutzen zu können.
Was ist traumasensitives Yoga?
Traumasensitives Yoga ist speziel auf Menschen mit psychischen Belastungen und Traumafolgestörungen zugeschnitten.
Es handelt sich um eine körper- und bewegungszentrierte Methode, welche in der Einzelarbeit und in der Gruppe Anwendung findet. Die Methode wurde am Traumacenter Brookline von Bessel van der Kolk, David Emerson und ihrem Team entwickelt und erforscht.
Das Vorgehen basiert auf zentralen Komponenten des Hatha Yoga und nutzt Körperhaltungen und Bewegungen. Dabei werden Yoga-Elemente so modifiziert, dass Erfahrungen von Empowerment ermöglicht werden und der Aufbau einer positiveren Beziehung zum eigenen Körper gefördert wird.
Wie wirkt traumasensitives Yoga?
Wir können unser Befinden auf verschiedenen Wegen beeinflussen. Dazu können wir einerseits über kognitive Prozesse und verändertes Denken („top-down“ = von oben nach unten) Einfluss nehmen, was häufig in der klassischen Gesprächstherapie geschieht.
Darüber hinaus können wir aber auch über den Körper unser Befinden (Gefühle, Empfindungen und Gedanken) verändern („bottom-up“ = von unten nach oben). Traumasensitives Yoga macht sich dieses Prinzip zunutze und zieht die Weisheit des Körper heran. Die achtsame und behutsame Yogapraxis hilft, das Körpergewahrsein wieder-zugewinnen und bietet als evidenzbasierte, körpertherapeutische Methode einen wichtigen ergänzenden Ansatz in der Behandlung von Traumafolgestörungen.
Wie läuft eine Sitzung im traumasensitiven Yoga ab?
Im traumasensitiven Yoga (TSY) üben wir gemeinsam Haltungen (Asanas) und Atemtechniken (Pranayama). Im Unterschied zum klassischen Yogaunterricht, bei dem das Programm klar vorgegeben ist, werden Sie beim traumasensitiven Yoga immer wieder ermutigt, die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Es gibt keine richtige oder falsche Ausführung einer Asana. Ich zeige die jeweiligen Übungen und Alternativen, Sie üben die Variante, die Ihnen in dem Moment am meisten entspricht und sich für Sie stimmig anfühlt.
Wir üben zwar körperlich, aber der Schwerpunkt liegt nicht auf der äußeren Ausführung oder der Erscheinung (z.B. wie eine Form „richtig“ ausgeführt wird). Der Fokus liegt auf der inneren Erfahrung der Person. Dieser Orientierungswechsel von außen nach innen ist ein Schlüsselelement des traumasensitive Yogas.
Ich begleite Sie mit meiner Stimme, es gibt keine langen, meditativen Pausen, die die Gefahr bergen, dass man sich verloren fühlt und abdriftet. Der Fokus liegt im Training von achtsamem Wahrnehmen körperlicher Empfindungen. Ich unterstütze Sie dabei, emotionale und körperliche Reaktionen beobachten zu können, ohne von ihnen überschwemmt und überwältigt zu werden.
Im Unterschied zum üblichen Yogaunterricht verzichtet traumasensitives Yoga grundsätzlich auf jegliche Berührung oder Beeinflussung der körperlichen Form. TSY bietet vielmehr Gelegenheit, mehr mit den eigenen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen und zu spüren, was gerade gebraucht wird, um danach zu handeln und auch wieder mehr in ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu kommen. Die Wahrnehmung von eigenen Bedürfnissen und Wahlmöglichkeiten befähigt Sie, die Verbindung zwischen Körper und Psyche zu stärken.
Gruppenarbeit
Die Gruppenangebote finden in einem kleinen und geschützten Rahmen mit 4 bis maximal 7 Teilnehmer:innen statt. In den ersten 15 Minuten gibt es einen psychoedukativen Teil. Hierbei erhalten Sie Informationen und Erklärungsmodelle zum traumatischen Geschehen, dessen Folgen und seiner Verarbeitung und wie es möglich ist, über den Körper das Befinden beeinflussen. Danach folgen 45 Minuten traumasensitives Yoga. Es wird achtsames Yoga geübt (häufig auf dem Stuhl oder auch auf der Matte).
Einzelarbeit
Die Einzelarbeit ermöglicht noch einmal ein individuelleres und konkret auf Sie zugeschnittenes Vorgehen, bei welchem wir uns ganz auf Ihre Bedürfnisse konzentrieren und auch eine individuelle Sequenz erstellen können.
Wir nehmen uns für jede Sitzung 60 Minuten Zeit und teilen diese in einen kurzen Teil zu Beginn, in welchem wir uns wichtige Aspekte zum Zusammenwirken von Körper und Psyche genauer anschauen, um daraus abzuleiten, wie wir mittels körperorientierter Techniken gezielt Einfluss auf unser Befinden nehmen können. Danach praktizieren wir gemeinsam 45 Minuten traumasensitives Yoga und konzentrieren uns auf das Erleben und die körperliche Erfahrung.
Ziele des traumasensitiven Yogas
- Stabilisierung
- Ressourcen stärken und aufbauen
- Bewusstsein für die eigenen Vorgänge im Körper stärken und die Körperwahrnehmung erhöhen
- Regulation des Nervensystems
- Möglichkeiten der Selbstregulation erkunden und Affekt-/ Selbstregulation verbessern
- Gefühle und Körperempfindungen unterscheiden lernen
- Erlangen von mehr Sicherheit und Kontrolle
- Eingefrorene Haltungs- und Bewegungsmuster verändern
- Entspannungsmomente erleben
- In der Gegenwart bleiben können
- Selbstwirksamkeit erleben
- Selbstwahrnehmung positiv verändern und wieder an sich glauben
- Spannungszustände im Körper abbauen
- sich im Körper wieder sicherer und wohler fühlen
- konkrete Werkzeuge für den Alltag erlernen
Für wen ist traumasensitives Yoga geeignet?
TSY ist zwar besonders für Menschen mit Traumasymptomatik entwickelt worden, eignet sich aber auch bei anderen psychischen Belastungen, bei denen es darum geht, die oben genannten Ziele zu erreichen und regulierend auf das Nervensystem einzuwirken.
Vorerfahrungen im Yoga oder Sport und Fitness sind nicht notwendig.
Sie können das traumasensitive Yoga begleitend zu einer laufenden Psychotherapie aufnehmen oder auch unabhängig davon. Gerne halte ich bei Bedarf auch Rücksprache mit Ihren aktuellen Behandler:innen, z.B. Psychotherapeut:innen und Ärzt:innen.
In einem ersten kostenlosen Telefonat (10 -20 Minuten) lernen wir uns kurz kennen und tauschen uns über Ihr Anliegen und Ihre Wünsche für die Begleitung aus. Wir besprechen das Format, die Anzahl, Dauer und den Rhythmus der Stunden und legen den ersten Termin fest.
Sozialtarif:
Für Menschen mit geringem Einkommen biete ich eine begrenzte Anzahl von ermäßigten Plätzen an. Kontaktieren Sie mich dazu gerne.
Für Organisationen erstelle ich gerne spezifische Angebote.
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